Die häufigsten Ursachen von Knieschmerzen

Von | 18. Juli 2019

Das Knie sorgt für Flexibilität

Das Knie ist Ihr größtes Gelenk und sorgt dafür, dass Sie flexibel sind. In Zusammenarbeit mit Ihrer Wirbelsäule und Ihren Sprung- sowie Hüftgelenken ermöglichen sie Ihnen einen spannenden Alltag. Freizeitbeschäftigungen wie Spazierengehen und Tanzen wären ohne das Drehwinkelgelenk Knie nicht vorstellbar. Das Gelenk nimmt also eine wichtige Rolle ein. Deshalb ist es nur verständlich, dass Kniebeschwerden Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen können. Wir verraten Ihnen die häufigsten Gründe für schmerzende Knie und wann Sie einen Arzt konsultieren sollten.

Knieschmerzen

Warum Sie bei Bewegung oder auch in Ruhephasen unter Kniebeschwerden – leiden, kann mehrere Ursachen haben – Bildlizenz: © Prostock-studio – #264236252 AdobeStock

Knieschmerzen: akut oder chronisch?

Mediziner unterscheiden akute und chronische Schmerzen. Die akute Form hält wenige Stunden bis Tage an und gibt sich in der Regel von alleine oder mit einer angepassten Therapie. Nicht selten entstehen durch einen akuten Verlauf chronische Schmerzen. Laut Definition müssen sie wenigstens 6 Wochen bestehen, nicht selten leiden Patienten jedoch mehrere Monate unter den unangenehmen Beschwerden. Bei bestimmten Erkrankungen, wie beispielsweise Rheuma, können Knieschmerzen in Form von Rückfällen wiederholt auftreten. Wenn Sie längere Zeit unter Knieschmerzen leiden, sollten Sie in jedem Fall die Ursache medizinisch abklären lassen.

Warum leide ich unter Knieschmerzen?

Warum Sie bei Bewegung oder auch in Ruhephasen unter Kniebeschwerden leiden, kann mehrere Ursachen haben. Wir stellen Ihnen die häufigsten Ursachen vor.

1. Überbelastung

Bewegen Sie sich viel? Das ist gut, denn das trägt zu einer gesunden Lebensweise entscheidend bei. Dennoch sollten Sie überprüfen, ob Sie Ihren Gelenken womöglich zu viel zumuten. Bei Sportlern ist nämlich eine Überbelastung eine der häufigsten Gründe für Kniebeschwerden. Werden beispielsweise die Sehnenansätze im Knie zu stark beansprucht, kann daraus ein Patellaspitzensyndrom entstehen. Aber Überbelastungen entstehen nicht nur durch Sport. Auch häufiges Knien oder Hocken können dazu führen, dass die Kniescheiben und Gleitflächen einer enormen Beanspruchung ausgesetzt sind. Nicht zuletzt kann Übergewicht den Gelenken einiges abverlangen und Knieschmerzen verursachen.

2. Rheuma

Mediziner fassen unter dem Begriff Rheuma insgesamt rund 100 verschiedene Erkrankungen zusammen. Rheuma betrifft nicht nur ältere Menschen, auch junge Patienten können unter den ziehenden, reißenden Schmerzen leiden. Neben kleineren Gelenken können auch große Gelenke wie das Knie- oder Sprunggelenk betroffen sein – sie sind dann steif und geschwollen.

3. Arthrose

Kniegelenkschmerzen können nicht selten auf eine Arthrose (Gelenkverschleiß) zurückgeführt werden. Befinden Sie sich in Ihrer Lebensmitte? Dann steigt auch Ihr Risiko eine Arthrose zu entwickeln. Übrigens: Überlastungen, zum Beispiel durch Sport, können den Beginn der Arthrose beschleunigen.

4. Wasser im Knie

Durch einen Meniskusschaden, eine Arthrose im Kniegelenk oder durch mechanische Reizungen kann sich Wasser im Knie bilden. Auch Unfälle, Infektionen oder operative Eingriffe können dazu führen, dass sich Flüssigkeit in Ihrem Knie ansammelt. Wasser im Knie kann wesentlich dazu beitragen, dass Sie Knieschmerzen entwickeln.

5. Bandscheibenvorfälle

Auch Bandscheibenvorfälle können dafür sorgen, dass Sie unter unangenehmen Kniebeschwerden leiden. Das liegt daran, dass Sie Schmerzen nicht immer dort spüren, wo sie ihre „Wurzel“ haben. Wenn Sie eine gereizte Nervenwurzel an Ihrem Rückenmark besitzen, kann diese durchaus bis ins Knie ausstrahlen und Schmerzen verursachen. Behandlungsbedürftig ist dabei allerdings nicht Ihr Knie, sondern diejenigen Nervenfasern, die auch Teile Ihres Beins betreffen. Übrigens: Auch andere Nervenreizungen (beispielsweise im Hüftbereich) können zu Kniebeschwerden führen.

6. Grunderkrankungen

Wenn Sie unter Kniebeschwerden leiden, werden Sie die Ursache verständlicherweise zunächst auch in diesem Gelenk suchen. Was viele nicht wissen: Es existieren viele Krankheiten, die augenscheinlich nichts mit den Gelenken zu tun haben aber trotzdem entsprechende Syndrom auslösen können. Darminfekte sind ein gutes Beispiel. Sie können im Nachhinein dazu führen, dass sich Ihr Kniegelenk entzündet und Ihnen Beschwerden bereitet. Im Fachjargon wird das als „Reaktive Arthritis“ bezeichnet. Dieser Form ist nur schwer auf die Spur zu kommen, denn die ursächlichen Beschwerden sind längst wieder verschwunden. Auch Erkrankungen des Stoffwechsels oder des Blutes können Kniebeschwerden verursachen.

Dazu gehören:

  • (Pseudo) Gicht
  • Bluterkrankheit
  • Eisenspeicherkrankheit

Wenn Sie sich frühzeitig in ärztliche Therapie begeben, kann durch entsprechende Therapiemaßnahmen einem Knieschaden und/oder Schmerzen effektiv vorgebeugt werden.

7. Instabile Kniekonstruktion

Vielleicht gehören Sie zu denjenigen Menschen, die von Natur aus eine Achsenfehlstellung wie X- oder O-Beine besitzen. Diese Fehlhaltungen können Ihre Knie entscheidend belasten. Ihre Knie sind so individuell wie Sie. Während andere Menschen auf hartem Beton kilometerweit joggen können, bekommen Sie bereits bei einem kurzen Spaziergang Kniebeschwerden. Das ist ärgerlich, aber liegt nicht selten an Ihrer Kniekonstruktion, welche wiederum ein individuelles Verschleißrisiko beinhaltet. Wichtig für die Kniegesundheit sind Bänder und Muskeln, die das größte menschliche Gelenk zusammenhalten und für Flexibilität sorgen. Aber auch hier ist es individuell, wie viel Muskeln Sie aufweisen können. Lasche Muskeln können dazu führen, dass Ihr Bewegungsablauf nicht hundertprozentig ineinandergreift – auch das kann den Verschleiß langfristig gesehen vorantreiben.

Fazit

Knieschmerzen können viele Ursachen haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie ganzheitlich untersucht und behandelt werden, um die Beschwerden langfristig beheben zu können.

Knieschmerzen: wann Sie den Arzt aufsuchen sollten

Wenn Sie Kniebeschwerden wie Schmerzen oder Druck verspüren, müssen Sie nicht umgehend Ihren Arzt aufsuchen. Nicht selten verschwinden die unangenehmen Symptome nach wenigen Tagen, wenn Sie eine Schonfrist einhalten. Doch es gibt auch Beschwerden, bei denen Sie einen zeitnahen Arzttermin vereinbaren sollten.

Dazu gehören:

  • Entzündungsanzeichen (Rötung oder Überwärmung des Knies, Fieber)
  • Schwellung des Kniegelenks oder des umgebenden Gewebes
  • Knackende oder knirschende Geräusche im Gelenk bei Bewegung
  • Starke Schmerzen, sodass das Anwinkeln nicht mehr möglich ist
  • Koordinationsprobleme, Kraftverlust und allgemeine Schwäche

So geht Ihr Arzt Knieschmerzen auf den Grund

Mit verschiedenen Untersuchungsmethoden kann Ihr Arzt feststellen, was zu Ihren Kniebeschwerden führt.

  • Anamnese: Zunächst berichten Sie in der Patientenbefragung Ihrem Arzt von der Art Ihrer Beschwerden. Dazu gehört auch, dass Sie Fragen zu Ihrem Sportverhalten und zu Ihren früheren Verletzungen beantworten.
  • Körperliche Untersuchung: Jetzt wird Ihr Kniegelenk von außen inspiziert. Der Mediziner achtet auf Überwärmungen, Rötungen, Schwellungen und Blutergüsse. Durch sanften Druck auf Ihr Knie wird getestet, ob Sie einen Druckschmerz empfinden. Im Anschluss prüft der Arzt die Beweglichkeit Ihres Kniegelenks, indem er es in alle Richtungen bewegt. Abschließend wird der Mediziner Sie in der Regel bitten, einige Schritte zu gehen, damit er das Gangbild analysieren kann.

Bildgebende Verfahren bei Knieschmerzen

Mithilfe von bildgebenden Verfahren kann Ihr Arzt einem Verdacht genauer auf den Grund gehen und Knochen, Weichteile sowie Bänder darstellen.

  • Ultraschall: Durch Schallwellen kann der Weichteilzustand beurteilt werden. Das betrifft Bänder, Sehnen und Knorpel. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung gelingt dem Mediziner eine Einschätzung zu möglichen Sehendefekten. Damit kann er auch feststellen, ob Sie womöglich Wasser im Knie
  • Computertomografie (CT): Mit einem Computertomografen kann Ihr Kniegelenk dreidimensional visualisiert werden. Dazu nutzt das Gerät Röntgenstrahlen. Knochenbrüche können mit dieser Untersuchung gut dargestellt werden.
  • Röntgenuntersuchung: Mit der klassischen Röntgenuntersuchung können der Knochenzustand und der zugehörige Knochenstoffwechsel dargestellt werden. Mit einer Belastungsprobe kann festgestellt werden, wie die Gesundheit Ihrer Sehnen, Knorpel und Bänder beurteilt werden kann.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Ein Magnetresonanztomograf setzt magnetische Felder ein, um wasserhaltiges Weichteilgewebe darzustellen. Dadurch gelingt es, Ihre Knorpel, Bänder und Sehnen sichtbar zu machen. Auch hier kann festgestellt werden, ob Sie Wasser im Knie besitzen. Im Anschluss analysiert ein Spezialist die Schnittbilder auf Auffälligkeiten wie Verletzungen oder erkrankungsbedingte Veränderungen.

Wann Laboruntersuchungen Sinn machen

Wenn Ihr Arzt vermutet, dass Sie unter Gicht, rheumatischer Arthritis oder einer bakteriellen Arthritis leiden, wird er womöglich Labortests anordnen. Mit einer Probe Ihres Blutes oder Ihrer Gelenkflüssigkeit kann der Mediziner untersuchen, ob Sie womöglich eine Stoffwechselstörung oder eine Erkrankung des Immunsystems haben, was wiederum die Knieschmerzen auslöst.

Knieschmerzen – Zusammenfassung

Mediziner unterscheiden akute oder chronische Verlaufsformen. Knieschmerzen können durch Überlastungen, Fehlverhalten, zugrunde liegende Erkrankungen, Infekte oder durch die individuelle Kniekonstruktion entstehen. Der Gang zum Arzt ist dann notwendig, wenn Sie starke Schmerzen, Ausfallerscheinungen oder Entzündungsreaktionen bei sich bemerken. Ansonsten können Sie einige Tage abwarten und Ihr Gelenk schonen. Bei der Diagnose kommen neben der Patientenbefragung und der körperlichen Untersuchung nicht selten bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dabei sollte auch untersucht werden, ob Sie womöglich Wasser im Knie aufweisen. Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose und kann sich von Physiotherapie über eine kurzfristige Schmerztherapie bis hin zu einem Kniegelenkersatz erstrecken.

Über die Autorin

Jennifer Müller ist Gesundheitsökonomin und Medizin-Journalistin.