Volkskrankheit Depression

Von | 18. Juli 2019

Volkskrankheit Depression

Rund 11 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sollen Statistiken zufolge mindestens einmal im Leben an einer Depression erkranken. Eine Depression hat dabei nichts mit einer kurzfristigen Verstimmung oder Laune zu tun, es handelt sich vielmehr um ein ernstes Krankheitsbild. Gerade weil jedoch bei Mitmenschen häufig der Eindruck entsteht, Betroffene sollten sich doch einfach mal „ein bisschen zusammenreißen“, ist das Thema Depression für viele immer noch mit Scham behaftet. Doch dafür besteht kein Anlass. Vielmehr handelt es sich um ein verbreitetes Phänomen, das mit dem steigenden Druck in unserer Gesellschaft zusammenhängt. Wenn Sie betroffen sid, dann informieren Sie sich hier über alles Wesentliche und scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Was ist eine Depression?

Ein kurzer Blick auf die Wortherkunft erläutert bereits das Wesen einer Depression: Der Begriff leitet sich her vom lateinischen „deprimere“, was „niederdrücken“ bedeutet. Eine Depression ist gekennzeichnet durch eine dauerhaft niedergedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, Interesseverlust, innere Leere, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit. Der Leidensdruck kann so stark werden, dass er im Selbstmord endet. Oft grübeln die Betroffenen viel und werden überdies von Schuldgefühlen geplagt. Häufig gesellen sich psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, körperliche Missempfindungen, Übelkeit, Magenschmerzen oder vermehrter bzw. verminderter Appetit hinzu. Dabei ist Depression nicht gleich Depression. Fachleute unterscheiden zwischen einer depressiven Episode, die einmal im Leben auftritt (bei etwa 25 bis 40 Prozent der Betroffenen), einem chronischen Verlauf (circa zehn bis 15 Prozent) und einer sogenannten „rezidivierenden depressiven Störung“. Letzterer Begriff meint, dass im Leben mehrere Krankheitsphasen auftreten, zwischen denen die Betroffenen wieder gesunden (rezidivierend: wiederkehrend). Zudem wird der Schweregrad der Erkrankung unterschieden: Es wird in leichte depressive Episoden, mittelgradige und schwere Episoden unterteilt, die die Betroffenen unterschiedlich stark beeinträchtigen. Immer noch Rätsel wirft dabei die Tatsache auf, dass doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen sind. Da beinahe die Hälfte aller Erkrankten an einer rezidivierenden Störung leidet, finden Sie im Folgenden vor allem Informationen hierzu.

Was sind die Ursachen einer rezidivierenden depressiven Störung?

Inzwischen ist man sich einig, dass mehrere Faktoren zusammenspielen, wenn es zu einer rezidivierenden depressiven Störung kommt. Entscheidend sind genetische Faktoren, biographische Aspekte sowie das soziale und materielle Umfeld. Eine genetische Veranlagung, schwierige Lebensumstände, fehlende Perspektiven, dauerhafte Überlastung, unsichere soziale Beziehungen und wirtschaftliche Not begünstigen die Entstehung einer Depression. Dies erklärt auch die rapide Zunahme dieser Erkrankung in den westlichen Gesellschaften. Deswegen ist es wichtig, dass die Ursachen im Einzelfall genau geklärt werden. Außerdem ist bekannt, dass bei depressiven Erkrankungen der Noradrenalin- und Serotonin-Spiegel im Gehirn betroffen sind. Noradrenalin und Serotonin sind Botenstoffe, die maßgeblichen Einfluss auf die Gefühlslage haben. Jedoch ist immer noch unklar, ob der gestörte Gehirnstoffwechsel wirklich die Ursache für Depressionen ist oder lediglich ein Symptom, das einen schlechten psychischen Zustand widerspiegelt.

Depressionen

Depressionen – (C) Jürgen Fälchle / fotolia.com

 

Wie werden rezidivierende depressive Störungen behandelt?

Je nach Schweregrad einer depressiven Episode ist unter Umständen zunächst eine Behandlung in einer Akutklinik notwendig. Dort sollten eine erste Stabilisierung und eine medikamentöse Einstellung erfolgen. Die Medikamente, die dabei zum Einsatz kommen, werden als „Antidepressiva“ bezeichnet und richten sich nach dem Beschwerdebild. Jedoch kann dies nur ein erster Schritt sein. Gerade bei rezidivierenden depressiven Störungen ist es unerlässlich, den Ursachen im Einzelfall auf den Grund zu gehen, da hierbei zahlreiche psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Eine Psychotherapie ist deswegen das Mittel der Wahl. Ein kompetenter Arzt oder Psychotherapeut wird Ihnen überdies empfehlen, nach einer Akutbehandlung eine gute Reha-Klinik zu besuchen. In einem Zeitraum von mehreren Wochen können Sie dabei intensiv Ihre persönliche Problematik bearbeiten und finden auch Zeit, Abstand und Hilfe, um Ihre Lebensgewohnheiten zu überdenken.

Was erwartet mich in der Reha-Klinik?

Wird Ihnen der Aufenthalt in einer Reha-Klinik bewilligt (was entweder über die Deutsche Rentenversicherung oder die Krankenkasse erfolgt), haben Sie in der Regel fünf bis sieben Wochen Zeit, um sich in einem angemessenen Rahmen mit Ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. In dem Erstaufnahmegespräch besprechen Sie zunächst mit Ihrem Therapeuten Ihr Anliegen und was die Ziele der Behandlung sein sollen. Demgemäß vereinbaren Sie mit Ihrem Ansprechpartner den Therapieplan. Die Therapie umfasst meist wöchentliche Einzelgespräche, in denen Sie mit Ihrem Therapeuten unter vier Augen Ihre Anliegen besprechen, Gruppentherapie, Ergotherapie (künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten), Sport und Bewegung sowie Musiktherapie. Auch spezielle Therapieformen sind möglich, die sich von Reha-Klinik zu Reha-Klinik unterscheiden. All diese Angebote haben jedoch den Zweck, durch verschiedene Ansätze verschüttete Ressourcen wieder freizulegen und Heilungskräfte zu mobilisieren.

Gruppentherapie und Sport als Hilfe

In der Gruppentherapie tauschen Sie sich mit Ihren Mitpatienten aus. Die Gruppe soll dem einzelnen Patienten Hilfestellung geben, um die persönlichen Lebensumstände, Denkmuster und das eigene Verhalten zu überdenken. Vor allem bei rezidivierenden depressiven Störungen ist es enorm wichtig, auf Dauer depressive Einbrüche zu vermeiden, indem Ursachenforschung betrieben wird. Dabei ist zum einen das Feedback der Mitpatienten eine Hilfe, zum anderen können Sie auch von anderen und deren Geschichte lernen. Musiktherapie und Ergotherapie sind Ansätze, um sich durch Handwerk, Kunst und Musik den eigentlichen Ursachen der Erkrankung, aber auch den vorhandenen Stärken zu nähern. Zudem spielt Sport in den meisten Reha-Kliniken, die psychosomatisch orientiert sind, eine wichtige Rolle. Inzwischen weiß man, dass sich sportliche Betätigung und Bewegung langfristig positiv auf die Befindlichkeit auswirken. Zudem ist es gerade bei depressiven Patienten oft notwendig, diese wieder ein Stück weit in die Mobilität zurückzuführen und ihnen zu vermitteln, dass eigene Aktivität und eigenes Handeln maßgeblich für den Gesundungsprozess sind. Dies hat nichts mit Leistungssport zu tun, sondern geschieht spielerisch. Selbstverständlich haben Sie in einer guten Reha-Klinik auch ausreichend Zeit für Erholung und soziale Kontakte.

Wenn Sie sich entschieden haben, den Schritt zu wagen und eine kompetente Reha-Klinik aufzusuchen, könnte dies der entscheidende Wendepunkt sein, um aus dem Kreislauf wiederkehrender Depressionen auszusteigen. Um die Suche nach der richtigen Klinik leichter zu machen, bieten verschiedene Gesundheitsportale (wie z.B. hier www.rehacafe.de/blog/patient-sucht-kurklinik-rehaklinik/ oder Kurkliniken.de) bequeme Services an.